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Bindungstrauma und Spiritualität

Dez 15, 2022

Bindungstrauma und Spiritualität

Der Begriff Spiritualität lädt im allgemeinen Verständnis eine Vielzahl an Assoziationen und Bewertungen ein. Auch ist der Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung auf Abwege geraten.

Ich lade Dich dazu ein, dich einmal frei zu machen von jeglichen Bewertungen, die mit dem Begriff für Dich bisher einhergingen und Dich auf folgendes Bild einzulassen:

Spiritualität ist der Ursprung des Menschen. Wir alle sind spirituelle Wesen.

In unserer Gesellschaft ist es nur nicht üblich, diesen menschlichen Ursprung und Seinszustand ganz natürlich zu leben. Wir leben in einer Gesellschaft künstlich initiierter Trennungen.

Jeder Mensch trägt spirituelle Wurzeln in sich, auch wenn er sich dieser vielleicht nicht bewusst ist.

Spiritualität bedeutet, ganz DU zu sein.
Dein tiefstes SEIN zu verkörpern und zu leben.

Um Trauma und das im Trauma liegende Geschenk erfassen zu können, ist dieser Zusammenhang bedeutsam.

Wenn wir eine traumatische Erfahrungen machen, kommen wir unmittelbar mit unserer Verletzlichkeit in Kontakt, die uns Menschen, unserem menschlichen Sein inne wohnt- die jeder Mensch in sich trägt.

Traumatische Erfahrungen bringen sie ans Licht.

Wenn der Mensch bereit ist, sich seiner Heilung und somit seiner wahren Größe zu widmen, die weit über das Empfinden des Schmerzes und der Einschränkungen durch das Traumaempfinden hinausgeht, wird er mit seiner spirituellen Anbindung konfrontiert.

Hierbei befinden wir uns in einem Ambivalenztanz zwischen Unsicherheit, weil wir bemerken, dass wir mehr sind als unser bisheriges Gewahrsein, unsere bisherige Vorstellung von dem, wer wir sind, und gleichsam der Sehnsucht nach mehr.

Der Sehnsucht nach Ausdehnung und Freiheit.

Mit dieser in Berührung zu kommen, kann erstmal auch unsere alten Kontrollverlustängste triggern. Es bedarf hierbei einer achtsamen, langsamen, auf DICH abgestimmten Annäherung.

Wir haben in unserer Kultur nicht gelernt, Verletzlichkeit und Berührbarkeit als eine Ressource und einen Wegweiser zu verstehen, der uns immer wieder den Weg zu uns, zu ursprünglichem Kontakt zeigt.

In meiner eigenen Heilungsreise habe ich erfasst, wie wundersam und berührend es sich anfühlt, gerade in der eigenen Geschichte mit traumatischen Erfahrungen rückblickend einen roten Faden zu erkennen. Einen Faden, der sich durch mein Leben und deren Erfahrungen spinnt, und mich immer mehr zu mir geführt hat. Immer mehr zu mir, meiner wahrhaftigsten Version.

Und der mich erkennen ließ, dass meine ureigenste und gleichsam universelle Berührbarkeit meine größte Gabe ist, die ich heute als wertvolle Ressource im Kontakt mit Menschen lebe und sehr bewusst zur Verfügung stelle.

Meine traumatischen Erfahrungen waren rückblickend ein Lehrmeister für mich, ich habe mich durch sie, durch das Durchtauchen meines Schmerzes in meiner Tiefe kennengelernt. Ich habe hinter die Schleier fühlen und schauen gelernt, hinter denen sich mein ureigenster Kern verbirgt, der wie ein Schatz unversehrt in mir ist.

Das zu erfahren, zu erfassen hat mich ehrfürchtig gemacht. Ich war plötzlich im Stande, große Entscheidungen für mich zu treffen, mein Leben in viel größerer Eigenverantwortlichkeit zu leben.
Spiritualität im Sinne des Gewahr Werdens Deiner Anbindung an das Große Ganze schafft das Gefühl von Frieden und Sicherheit in Dir, vorausgesetzt, Du hast Dich wieder ausreichend ressourciert, in Dir sicher verankert, Deinem Nervensystem Aufmerksamkeit geschenkt und Regulation ermöglicht.

Spiritualität selbst, Dein spirituelles Bewusstsein kann eine wichtige Ressource in der Traumaarbeit darstellen. Ich binde sie daher immer in meine Arbeit mit ein.

Im Üben und Praktizieren der eigenen Präsenz, derer ich nur gewahr werden kann, wenn ich sicher auf meinen beiden Beinen stehe, bewusst in meinem Körper zuhause bin, liegt meines Erachtens eine wichtige Basis für gelingende Traumaintegration.

Eine für Dich persönlich stimmige spirituelle Praxis hilft Dir dabei, Dir Deiner Essenz, Deiner ureigensten Gabe bewusst zu werden, Deinen Heilungsweg bewusst zu gehen.

Es soll an dieser Stelle die umfassende Dynamik von Trauma nicht verklärt werden. Gleichsam sehen und empfinden sehr viele Menschen während ihres Heilungs- und Bewusstwerdungsprozesses Traumata als Tor zu einem tieferen Erkennen ihrer Selbst (vgl. Peter Levine: Sprache ohne Worte).

Wenn wir uns wieder – oder vielleicht das erste Mal in unserem Leben wieder zuhause in uns fühlen, dann können wir auf eine tiefe, unabhängige weite Weise unsere Selbstwirksamkeit, natürliche Autonomie und Verbindung spüren und leben. Auf eine für uns stimmige Weise. Dann wird es uns möglich, unsere innere Aufrichte und Größe zu spüren, die über unseren Körper und unser Körperempfinden weit hinaus geht. Unser Körper ist das Tor, das Haus, aus dem heraus wir immer weiter wachsen.

Ich binde diese Betrachtung in meine Begleitung von Menschen immer mit ein. Wir alle sind spirituelle Wesen. So sind wir auf die Welt gekommen.

Ich halte es für essentiell- gerade in der heutigen Zeit- dass wir uns darüber wieder bewusst werden und dieses Bewusstsein zurück erlangen und ganz alltagspraktisch leben.

Die holistische körperorientierte Traumaarbeit nutzt unsere naturgegebene spirituelle Anbindung als Ressource und Regulationsgeschenk im Raum der achtsamen, sehr fein gestalteten Co Regulation zwischen den miteinander arbeitenden Menschen.

Es ist immer wieder ein Geschenk für mich zu erleben, welche Wunder und welche Transformation dadurch möglich werden.

Herzensgrüße von Adelheid

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